Abenteuer Selfpublishing - Wie "Restsüße" entstand
Die Entstehungsgeschichte von "Restsüße" klingt zugegebenermaßen ein wenig ausgedacht, aber sie ist tatsächlich so passiert.
Denn im Sommer 2017 hatte ich eines Abends aus dem Nichts heraus eine Idee: Was, wenn eine Beziehung aus der Vergangenheit plötzlich wieder eine Rolle im Leben spielt? Wenn sie vielleicht sogar alles in Frage stellt?
Ich habe noch am selben Abend begonnen, erste Gedankenfetzen aufzuschreiben und am nächsten Morgen meinem Mann davon erzählt. Er hat mich ermutigt, weiter daran zu arbeiten und das tat ich. Und wie! Vielleicht liegt es daran, dass ich als Mama lange nicht kreativ geschrieben hatte und die Worte sich in mir gestaut hatten, denn jetzt flossen die Gedanken nur so aus mir heraus. Innerhalb kürzester Zeit hatte ich den ersten Plot entworfen, mir Charaktere ausgedacht und mit Neuseeland ein Setting gesucht, dass ich persönlich einfach liebe. Seit ich vor einigen Jahren dort war, bin ich ein großer Fan dieses Landes, deshalb fiel es mir leicht, die Landschaften zu beschreiben.
Außerdem habe ich habe viel recherchiert - angefangen beim Weinanbau in Neuseeland, über die Schulausbildung, die mein neuseeländischer Protagonist gehabt haben könnte, bis hin zur Musik, die dort zur Zeit des Romans in den Charts war. Vieles davon habe ich natürlich nicht beim Schreiben gebraucht, aber es half mir enorm dabei, mir die Figuren plastisch vorzustellen.
Am Tag der Einschulung meines jüngsten Sohnes dann richtig mit dem Schreiben begonnen.
So ist es übrigens bis heute: Ich schreibe vorwiegend vormittags, wenn meine Kinder in der Schule sind. Oder spät abends, wenn sie schon schlafen.
Beim Schreiben selbst hat sich dann natürlich noch vieles verändert, manche Ideen kamen dazu, andere habe ich im Nachhinein wieder verworfen. Den Titel "Restsüße" habe ich übrigens gar nicht selbst gefunden, sondern mein Mann Flo. Ich war auf Anhieb überzeugt davon, denn der Begriff Restsüße kommt aus der Weinwelt und passt perfekt, denn der Protagonist Josh ist Winzer. Und "Restsüße" ist es eben auch, was Sarah und Josh in ihren Herzen spüren, obwohl sie durch Kontinente getrennt sind.
Drei Monate später war ich mit dem Manuskript fertig und sehr nervös, als ich meiner Familie die Geschichte zum Lesen gegeben habe. Umso erleichterter war ich, als ich positive Rückmeldungen bekam. Damit stand für mich fest: Ich veröffentliche einen Roman!
Es wird Ernst
Aber wie geht das überhaupt? Wer sich damit schon einmal beschäftigt hat, weiß, dass die Literaturlandschaft ein weites Feld ist. Es gibt unzählige Agenten, kleine und große Verlage und eben "Selfpublishing" - womit man als Autor seine Bücher selbst verlegt. Was bedeutet, dass man sich um alles selbst kümmern muss. Wo wird das Buch in welcher Qualität gedruckt, was muss ins Impressum, wer kümmert sich um das Lektorat und den Buchsatz und welche Werbemaßnahmen sind sinnvoll? Das sind nur einige der Fragen, die sich mir plötzlich stellten. Es hat eine Weile gedauert, bis ich mir in der Flut von Informationen, die ich zu all dem im Internet gefunden habe, einen Überblick verschafft und erkannt habe, dass Selfpublishing nicht so kompliziert ist, wie ich befürchtet hatte. Ja, es kostet erst einmal Geld und auch Geduld und Nerven und es ist manchmal anstrengend, keinen großen Verlag im Rücken zu haben, der mir die Arbeit abnimmt, z.B. für Werbemaßnahmen. Aber ich liebe es, alle Fäden in der Hand zu haben und bin dadurch flexibel. Ein Aspekt, der mir als Mutter sehr wichtig ist.
Zwei Dinge, so lernte ich, braucht ein Buch unbedingt, um nicht als Hobbygeschreibsel wahrgenommen zu werden: ein professionelles Cover und ein Lektorat.
Glücklicherweise ist Flo ein Gestalungsprofi, deshalb konnte er das Cover für mich machen. Allein hätte ich mir das niemals zugetraut, denn es ist die Visitenkarte des Buches, kaufentscheidend beeinflusst es maßgeblich den Erfolg eines Titels.
Wir haben uns für Grün als Farbe entschieden, weil die Geschichte teilweise in Neuseeland spielt, es die Farbe der Hoffnung ist und damit einfach zum Inhalt passt. "Ausgerechnet Grün!", habe ich danach manchmal gehört. "Das passt doch nicht zu einem Liebesroman!" Nun, offenbar doch.
Als nächstes brauchte ich eine Lektorin. Nach etwas Recherche habe ich einige Wochen später Doro gefunden, die dann zum ersten Mal einen professionellen Blick auf mein Manuskript geworfen hat. Und erst einmal den kompletten Anfang - auf den ich sogar ziemlich stolz war - unmöglich fand. Das tat ein wenig weh, aber es war genau richtig. Wie sagt man im Englischen so schön? "Kill your Darlings" - deshalb schlummert dieser Anfang jetzt irgendwo in den Tiefen meiner Speicherplatte.
Doro war es auch, die mir dringend ans Herz legte, soziale Medien zu nutzen. "Wenn du dich nirgendwo zeigst, findet auch niemand dein Buch" - das waren etwa ihre Worte. Ich war davon wenig begeistert, denn mein Plan war, das Buch erst einmal ganz leise zu veröffentlichen und nur darüber zu sprechen, wenn es wenigstens etwas Erfolg haben würde.
Es kostete mich Überwindung, mich bei Instagram anzumelden und bei Facebook ein Autorenprofil anzulegen, aber ich habe Doros Erfahrung vertraut und den Schritt bis heute nicht bereut. Obwohl ich wohl nie eine Expertin für soziale Medien werde.
Bühne frei
Im September 2018 war es dann soweit: "Restsüße" wurde veröffentlicht. In den ersten Tagen habe ich wie wahrscheinlich jeder Autor ständig die Verkaufszahlen überprüft. Ich war schon dankbar und stolz, dass es sofort Leser gab - und zwar auch Menschen, die ich nicht persönlich kannte. Von anderen Autoren, die ich über Instagram kennengelernt hatte, bekam ich den Tipp, eine Leserunde bei Lovelybooks zu veranstalten. Hier bewerben sich Leser um ein kostenloses Buch und schreiben dann in eine gemeinsame Runde ihre Eindrücke. Im Vorfeld wurde ich gewarnt, dass die Mitglieder oft nicht zimperlich mit ihrer Kritik sind, aber ich habe es gewagt und mein Mut wurde belohnt. Das Feedback der Teilnehmer war hinreißend und die folgenden Rezensionen haben dem Buch sehr dabei geholfen, weitere Leser zu finden.
Im Dezember 2018 näherte sich mein Debütroman dann der hart umkämpften Top 100 der Amazon Kindlecharts und schaffte den Sprung hinein endgültig im Januar 2019. Das bedeutete jeden Tag weit über 100 Käufer - und zwar ganze acht Wochen lang. In vielen Kategorien hielt sich das Buch sogar noch länger auf Platz 1 - ein unfassbarer Erfolg, mit dem ich nie gerechnet hatte und der mich bis heute stolz macht.
Im Sommer 2019 wurde "Restsüße" dann von Amazon für das Prime-Programm ausgewählt. Ich habe mich sehr darüber gefreut, weil es die Sichtbarkeit natürlich verbessert. Prompt schaffte der Roman es erneut in die Top 100 und blieb dort wieder für acht Wochen.
Ebenfalls im Sommer 2019 erhielt ich für die Geschichte von Sarah und Josh die erste Nominierung bei einem Literaturpreis: Der Skoutz-Award adelte meinen Debütroman mit einer Platzierung in der Midlist. Wow!
Noch schöner als Literaturpreise sind aber die Rückmeldungen, die ich von Lesern erhalte. Sei es nun als Rezension oder als private Nachricht, wenn ich erfahre, dass meine Worte Menschen schöne Lesestunden bereiten, sie berühren und bewegen, macht mich das glücklich. Denn sie zeigen, dass sich die vielen Monate, die ich in die Bücher stecke, lohnen.
Deshalb: Danke Euch Lesern! Ich freue mich auf viele weitere Geschichten, die ich Euch erzählen möchte.